Mittelstufe
1. Schülerschaft
1.1 Formale Aspekte
Die Mittelstufe beginnt nach Abschluss der Primarstufe. In der Regel wechseln Schüler*innen nach dem fünften Schulbesuchsjahr an der Martin-Buber-Schule in die Mittelstufe. Im Zuge des Gemeinsamen Lernens ist die Mittelstufe außerdem offen für Quereinsteiger nach Abschluss des vierten Schuljahres, auch ein späterer Einstieg ist möglich. Der Besuch der Mittelstufe dauert in der Regel drei Jahre. Daraus ergibt sich eine altersgemischte Zusammensetzung der Schüler*innen in den Klassen, sie sind im Regelfall zwischen 11-14 Jahre alt. An den Besuch der Mittelstufe schließt sich der Wechsel in die Oberstufe an.
1.2 Entwicklungsbezogene Aspekte
Die Mittelstufenzeit ist geprägt durch das Spannungsfeld zwischen Kindheit und Jugend, in dem sich die Schüler*innen befinden. Im Zuge der Pubertät nehmen die Schüler*innen Veränderungen an sich wahr; Neben den körperlichen Veränderungen gehört eine zunehmend veränderte Sichtweise auf sich selbst und seine Umwelt zu diesem Entwicklungsprozess. Dies beinhaltet den Wunsch, sich selbst abzugrenzen und mehr Freiräume zu entdecken, sowie oftmals auch eine veränderte Reflexion der eigenen Behinderung. Auch das Finden der eigenen Position innerhalb der Gesellschaft sowie die Gestaltung von Beziehungen zu Gleichaltrigen kann große Herausforderungen mit sich bringen. Diese Aspekte werden im Rahmen der Mittelstufenzeit eng begleitet und im Unterricht aufgegriffen.
2. Übergang in die Sekundarstufe I
Formal beginnt mit der Mittelstufe die Sekundarstufe I. Der Lehrplan der Sekundarstufe I verändert den Stundenplan der Schüler: Aus dem Lernbereich Sachunterricht werden die Unterrichtsfächer Biologie, Chemie, Physik, Technik (Naturwissenschaften) und Geschichte, Politik und Erdkunde (Gesellschaftslehre). Zusätzlich wird ab der Mittelstufe Hauswirtschaft unterrichtet, was die Benutzung der Lehrküche ermöglicht. Auch das Schulleben erweitert sich für die Schüler*innen: Ab der Mittelstufe dürfen die Klassensprecher den/die Schülersprecher/in mit wählen. Auch die Projektfahrten (Irland und Skilaufen) stehen den Schüler*innen der Mittelstufe nun offen – Sozialverhalten und lebenspraktische Selbstständigkeit werden hier gefördert, aber auch im erhöhten Maße gefordert.
3. Pädagogische Prinzipien
Das besondere Entwicklungsalter der Schüler*innen - der Übergang vom Kind zum Erwachsenen - setzt den pädagogischen Fokus auf die Anbahnung und Förderung der Selbständigkeit in sämtlichen Lebens- und Unterrichtsbereichen. Die in diesem Bereich in der Primarstufe angebahnten Kompetenzen werden nun gefestigt und weiterentwickelt. So übernehmen die Schüler*innen zunehmend eigenständiger die Organisation ihrer Arbeitsphasen, der Selbstversorgung und der Gestaltung ihrer Freizeit. Dazu gehören die Einrichtung des Arbeitsplatzes, die Eigenorganisation der persönlichen Dinge und eine zunehmend selbständige räumliche und zeitliche Orientierung im Schulalltag. Je nach individuellem Entwicklungsstand des/der Schülers/Schülerin bedeutet dies für die Lehrkräfte, innerhalb vorgegebener Strukturen, Unterstützungsmaßnahmen und Regeln mehr und mehr Verantwortung für das eigene Handeln zuzulassen. Das Entdecken der eigenen Lebenswelt bedingt bei den Schüler*innen häufig eine hohe Motivation zum Erlernen der Kulturtechniken. Entsprechend hat die Förderung von Lese-, Schreib- und Rechenfähigkeiten einen hohen Stellenwert im Unterricht der Mittelstufe.
Außerdem wird den Schüler*innen im Unterricht Raum und Anregung gegeben zur Entwicklung der eigenen Ich-Identität, also zur Auseinandersetzung mit den eigenen Vorlieben, Fähigkeiten und Grenzen. Thematisch bedeutsam ist hierbei häufig auch die weitere Auseinandersetzung mit der eigenen Behinderung, bei der die Schüler*innen Unterstützung und Begleitung brauchen. Auch in der Elternarbeit findet dieses Thema verstärkte Berücksichtigung. Eine besondere Bedeutung erhält die eigene Person in Beziehung mit der Gruppe. Die Mittelstufe legt in ihrer Arbeit einen besonderen Schwerpunkt auf demokratische Prozesse, in denen die einzelnen Schüler*innen sich und ihre Vorstellungen einbringen können und gleichzeitig auch die Bedürfnisse der Gruppe respektieren lernen. Außerdem wird Raum geschaffen, eigene Probleme und Konflikte zu besprechen und somit zunehmend selbstständiger zu lösen. Auch die Gestaltung sozialer Beziehung in Familie und Freizeit ist in der Mittelstufe verstärkt Thema.
Parallel sollen die Schüler*innen zunehmend lernen, ihr Verhalten und dessen Auswirkungen auf andere zu reflektieren und die Konsequenzen für ihr eigenes Handeln zu tragen. Dieser Aspekt kommt vor allem zum Tragen in der individuellen und gemeinsamen Reflexion von Konflikten, aber auch in der alltäglichen Übernahme von Klassenaufgaben, Vereinbarung von Klassenregeln, etc. Das Erleben der eigenen Pubertät wird zum Anlass genommen, das Thema Sexualkunde als festen Bestandteil in den Unterricht aufzunehmen.
4. Methodisch-Didaktische Prinzipien
Zur Förderung der Selbständigkeit rückt in der Mittelstufe das eigenverantwortliche Arbeiten in den Vordergrund. Offene Unterrichtsformen und Methoden wie Wochenplanarbeit, Stationenlernen, Werkstattunterricht und das Arbeiten mit der Lerntheke ermöglichen es den Schülern, die eigene Arbeit und das eigene Lernen zunehmend selbst zu steuern. Gleiches gilt für das eingesetzte Lernmaterial, zum Beispiel Logico und Mini-Lük sowie selbst erstellte Materialien, mit denen möglichst selbstständig und kooperativ gearbeitet wird.